07.12.2008

Behinderung als Schicksal (1). Über so und nicht so

Ich habe zwei behinderte Brüder. Als der erste, er heißt Mark, geboren wurde, war ich fünfzehn Jahre alt. Der zweite, Martijn, kam ein paar Jahre später auf die Welt, als ich gerade auf dem Weg war, mein Elternhaus zu verlassen. Mark ist gelähmt: er kann die rechte Hälfte seines Körpers nicht benutzen und verbringt sein Leben im Rollstuhl. Er spricht keine zusammenhängenden Sätze und scheint sich seines Zustands nicht bewusst zu sein.

Erste Frage: Ist es wirklich so, dass er keine Ahnung von sich hat? Wie stellen wir das fest?

Mein zweiter behinderter Bruder, Martijn, hat das Down-Syndrom. Er ist durchaus glücklich, arbeitet in einer „Stadtfarm“ in Utrecht und hat schon lange eine Freundin. Manchmal kann er sehr launisch sein. Als vor zwei Jahren meine Mutter starb, weigerte er sich zur Beerdigung zu kommen, weil er meinte, dass sie nicht hätte sterben dürfen.

Mark und Martijn sind die jüngsten von insgesamt acht Kindern. (Ich bin der Älteste.) Vor allem die Geburt Marks war ein Bruch in meinem Leben. Auf einmal wurde mir deutlich, dass das Leben nicht immer zu stimmen scheint. Ich erinnere mich noch deutlich daran, wie Mark kurz nach der Geburt in seiner Wiege lag. Sein rechtes Händchen lag unmöglich gedreht auf der Decke, und die Züge seines Gesichts sahen aus wie eine schief gezogene Maske. Ich war erschüttert.

Und meine Eltern waren ratlos. Mein Vater war streng evangelisch, meine Mutter eher locker religiös - beide konnten aber nicht verstehen, was Gott mit Mark vorhatte. Weil Gott keine Fehler machen kann, konnte es nur um eine Strafe gehen. Wen aber betraf diese Strafe? Meine Eltern? Oder Mark? Falls es sich um Mark handelte, wofür wurde er dann bestraft? Und falls es um meine Eltern ging, war Mark dann ein reines „Instrument“ um seine Eltern zu treffen?

Diese Fragen waren nicht zu beantworten. Und so bin ich ein paar Jahre später ausgezogen: mit Fragen die nicht zu beantworten waren. Bei mir hatten diese Fragen aber nichts mit Religion und Moral tun. Gott hatte ich abgehakt und Moral war sowieso nicht mein Ding. Ich stellte mir damals eher die Frage, warum Behinderung uns erschüttert.

Körperliche und seelische Behinderungen werden als Ausnahme verstanden. Jemand der behindert ist, gilt als nicht normal. Um aber sagen zu können, was normal und was nicht normal ist, braucht man eine Norm. Offensichtlich beruht der Gedanke der Abnormalität auf der unmittelbaren Erfahrung, dass die meisten Menschen SO und NICHT SO sind. Aus irgendeinem Grund scheint es wichtig zu sein, SO zu sein, wie die meisten Menschen sind.

Dazu kommt, dass der Begriff Behinderung oft lediglich in einem medizinischen Zusammenhang gedacht wird: heilpädagogisch oder psychiatrisch. Behinderte Menschen müssen deswegen betreut, versorgt und – wenn möglich – behandelt werden. Mein Bruder Mark lebt in einer sozial-“therapeutischen“ Einrichtung (und kriegt jeden Tag heftige Medikamente, die dafür sorgen, dass er keine „Anfälle“ kriegt).

Letztendlich aber scheint mir Behinderung eher eine allgemein menschliche Frage zu sein, oder wenn man will: eine kulturelle, soziale oder anthropologische. Mit dem medizinischen Blick kommt man deswegen nicht weit, weil eine wichtige Frage ausgeklammert wird: in wie weit tragen unsere Vorstellungen & Erwartungen-vom-Leben dazu bei, dass wir ein bestimmtes Phänomen als „krank“ bezeichnen?

Zweite Frage: Wie kann es überhaupt sein, dass „etwas“ in dieser Welt als „verkehrt“ oder „daneben“ verstanden wird?

Medizinische Testverfahren machen es möglich, ab der zehnten Schwangerschaftswoche festzustellen, ob beim ungeborenen Kind das Down-Syndrom vorliegt. Laut statistischer Untersuchungen entscheiden sich in solchen Fälle weltweit achtzig Prozent der Eltern für eine Abtreibung. In den europäischen Ländern dürfte diese Zahl noch höher sein. Und das heißt, dass Menschen mit einem Down-Syndrom aus zu sterben drohen.

Dritte & vierte & fünfte & sechste & siebente & achte Frage: Warum geschieht das? Wie kann es sein, dass glückliche-ja-oft-auch-launische Menschen nicht leben dürfen? Und nicht nur: warum geschieht das, sondern auch: warum lassen wir das geschehen? Was sagen uns diese Tatsachen über uns und unsere Gesellschaft? Und: warum tun wir uns so schwer damit, wenn Menschen NICHT SO sind? Und: welche Bedeutung haben Behinderungen für das Entstehen einer Kultur des Herzens?

(Ich werde versuchen diese Fragen in den nächsten Monaten weiter aufzugreifen. Reife und unreife Reaktionen & Kommentare & Erfahrungsberichte wären sehr hilfreich.)

11 Kommentare:

Ralf hat gesagt…

Ich denke, schöne Erfahrungsberichte mit sogenannten "behinderten" (ich nenne sie eher gerne "besonderen") Kindern vermitteln die Jahresberichte unserer Lehrerinnen der heilpädagogischen Tagesschule "Pribajkalskij Talisman" im sibirischen Irkutsk - z.B. 2007:

http://www.beryosa.net/de/viewpage.php?page_id=63

Auch ein Bericht zum "Theaterfestival 2008" in derselben Schule kann zeigen, mit welch eigenständigen Persönlichkeiten wir es bei diesen besonderen Kindern zu tun haben:

http://www.beryosa.net/de/readarticle.php?article_id=80

Michael Eggert hat gesagt…

Ich denke gerade an ein hoch begabtes Mädchen, das ich (mit) unterrichte. Sie lässt sich nicht testen, aber ich vermute ein IQ um die 140. Ihr besonderes Trauma ist es, etwas Besonderes zu sein. Sie ist insgesamt emotional so fragil, dass sie ein Gespräch tagelang völlig aus der Bahn werfen kann. Ihre Beziehungen zu Freundinnen sind derartig intensiv, dass sie von Eifersucht vergiftet erscheinen. Ihr ganzes seelisches Leben ist "lose", und die Intelligenz (die sie verleugnet) eilt ihr viele Jahre voran. Ist das nun eine Begabung oder eine Behinderung? die Grenzen sind fliessend. In diesem, wie in vielen anderen Fällen. Ich möchte die absurde Behauptung aufstellen, dass die "Norm" heute die Ausnahme darstellt. Wir haben alle Schattierungen und Varianten von Förderbedarf. Ich denke, dass die vielen "Spezialitäten" der Entwicklung heute ein Bild der generellen Individualisierung darstellen. Diese setzt sehr früh an. Wir haben einfach immer früher Persönlichkeiten (als wäre das ein fest gefügtes Bild, auch ein Fluch) vor uns haben.
M. Eggert

Jelle van der Meulen hat gesagt…

Onderstaande tekst werd mij door WIM MAAS uit Eindhoven toegestuurd:

„Naar aanleiding van het lezen van je tekst over „Behinderung und Schicksal“ maak ik melding van het bestaan van een integratieklas in onze school (Novalis College, Eindhoven). In deze klas werken twaalf kinderen (Syndroom van Down kinderen en kinderen met een "stoornis" in het autistische spectrum). Nog niet zo lang geleden is de integratieklas geëvalueerd en im grossen Ganzen zijn alle betrokkenen (ook de kinderen zelf hebben zich daarover uitgesproken) blij met het bestaan van de integratieklas. Het Novalis College is, zoals je misschien weet, een school voor Voortgezet Vrije Schoolonderwijs (www.novalis.nl)
Vriendelijke groeten, Wim Maas (docent Novalis College)“

Jelle van der Meulen hat gesagt…

Lieber Ralf, die Sprache der Behinderung scheint mir ein grosses Thema zu sein. Von "behinderte" Menschen sprechen, stimmt natürlich nicht. Es wird aber so gemacht. "Besondere" Kinder finde ich aber auch nicht gut. Erstens: es klinkt mir zu romantisch. Zweitens: alle Menschen sind besonder. Ich habe mit Freude den Bericht zum Theaterfestival gelesen.

Lieber Michael, ja, die Ausnahme ist die Norm. Und nicht nur in Bezug auf Behinderung. Vielfalt als Einheit: ein Paradoxon? Herzlich, Jelle van der Meulen

Pamela Lamprecht hat gesagt…

In der Heipädagogik hat sich die Sichtweise auf "Behinderung" gewandelt. Im "individualtheoretischen Modell" sah man die Ursachen ausschließlich in der betreffenden Person. Nachfolgend machte die "sozialtheoretische Sicht" allein die gesellschaftlichen Bedingungen für das Vorliegen einer Behinderung verantwortlich und ließ die Ressourcen und Wünsche der betreffenden Person außer acht. Die "systemtheoretische Sicht" versucht die Beziehung bzw. Störung zwischen den Individuen zu betrachten. So sieht man unter anderem die zunehmende Komplexität des Schulsystems als Ursache für die Notwendigkeit von Sonderschulen an.
In Finnland ist nur ein einheitliches Schulsystem für alle Kinder vorgesehen. Dadurch wird Inklusion kein wünschenswertes Ziel sondern es ist die Regel. Es geht also auch anders!

Das Thema "Abtreibung behinderter Kinder" ist unheimlich, erschreckend und für mich eine Form der Euthanasie. Die moderne Medizin macht uns glauben, dass wir durch entsprechende Untersuchungen die "Gefahr" eines nicht gesunden Kindes minimieren können. Tatsache ist, dass nur ca. 1% aller Behinderungen das Down-Syndrom betreffen. Es gibt also keine Garantie für ein gesundes Kind.Unser Wunschkind-Denken geht nicht nur in Bezug auf Behinderung an der Wirklichkeit vorbei. Was ist ein Wunschkind? Soll ein Kind eigentlich so sein, wie wir es uns vorgestellt haben?
Erschreckend finde ich die mangelnde Aufklärung. Schätzungsweise sterben vier Kinder aufgrund der Fruchtwasseuntersuchung bezogen auf ein Kind, bei welchem das Down-Syndrom nachgewiesen wird.
Die hohe Zahl der Abtreibungen ist die logische Konsequenz bei positivem Befund einer solchen Untersuchung. Warum sollte eine Mutter ihr Kind so einem großen Risiko aussetzen, wenn sie sich nicht sicher wäre, ein behindertes Kind nicht zur Welt bringen zu wollen?
Wichtig finde ich, die Entscheidung einer Frau für eine Abtreibung nicht zu werten.
Vielmehr halte ich eine umfassende Aufklärung der Gesellschaft zum Thema "Umgang mit Behinderung" und eine Aufklärung der Frauen zum Thema "Abtreibung" und die oft lebenslangen psychischen Folgen für die Frauen für sinnvoll.
Im Moment geht die öffentliche Meinung in die Richtung "behinderte Kinder müsse es nicht mehr geben- dank der Medizin". Daran müssen wir arbeiten!
Behindertenverbände kämpfen zunehmend für eine eigene Lobby und mehr Autonomie. Ihre Meinung zum Thema Behinderung und zum Thema Abtreibung würde ich gerne hören!

Anonym hat gesagt…

Erst mal noch was zum vorletzten Blogtehma zu den drei Rudolf Steiner Bildern. Jeremy Irons, du hast recht,Jelle, ich habe gestern den Actionthriller, der vierte Engel im WDR gesehen, eben mit Jeremy Irons in der Hauptrolle.....

Zum Behindert- und Normal- sein möchte ich folgendes schreiben. mit zwölf Jahren, wir waren gerade in ein anderes Quartier umgezogen, konnte es sein, dass ich vorm Spiegel im Badezimmer stand und "neue" Frisuren kämmte und ausprobierte und vor lauter Schauen wie ich denn so oder so ausschauen würde machte sich der Gedanke in mir breit, du siehst nicht normal aus..du bist nicht normal.. Ja dann war es Zeit wieder an die Hausaufgaben zu gehen. Aber in der Zeit, ich fand in diesem Quartier nie eine neue Freundin, kam es vor, dass diese Kinder dort von mir tuschelten, wie die aussieht.., die mit ihren roten Haaren und guck mal, die hat Sommersprossen.. die ist nicht ganz normal.. ist die doof.
Also irgend wie soll man das Geistige im Menschen erfassen lernen Ist halt heute irgendwie anders als damals als diese Weisheit galt "in einem schönen Menschen, wohnt ein guter Geist."

Anonym hat gesagt…

Von Antje Klettner

Meine Gedanken zu Behinderung.
„Erste Frage: Ist es wirklich so, dass er, der Behinderte, keine Ahnung von sich hat? Wie stellen wir das fest?“
Wir, das sind die Normalen, zu denen wir uns selber zählen. Wie stellen wir das fest (hihihi)? Wie viele von den Normalen haben denn eine Ahnung oder etwas mehr von sich selber? Wie stellen wir das fest? Dein Bruder weigerte sich, zur Beerdigung eurer Mutter zu gehen; weil er kein Bewusstsein des Todes hat. Wer hat das schon? Trotzdem gehen wir immer brav zu den Beerdigungen. Dein Bruder hat sein „nicht bewusst sein“ konsequent in die Tat umgesetzt, sehr beachtlich.

Norm. Ist die Norm so, wie die meisten Menschen sind oder wie alle sein sollten und sein möchten? Die Norm scheint mir zu sein: Steuern zahlen. Einkommenssteuer und Umsatzsteuer, beim Konsumieren. Die normalen dürfen frei rumlaufen, außer, das sie gemeldet sein müssen (wohnhaft, gefängnishaft) und an ihren Arbeitsplatz gebunden sind. Zum Ausgleich dürfen sie Konsumieren.

Die nicht Normalen werden in Institutionen getan. Kinder, Behinderte, Kranke, Alte, Strafgefangene usw. Eventuell lernen sie dort normal zu sein, d.h. Steuern zu zahlen. Bei Kindern nennt man das Ausbildung, bei Strafgefangenen Resozialisierung. Auch Hartz4 Empfänger dürfen sich nur nach Abmeldung von ihrem Wohnsitz(wohnhaft) entfernen. Für Kinder hat das Aufenthaltsbestimmungsrecht die Eltern oder das Jugendamt, nie jedoch das Kind. In den Einrichtungen werden Sie, die nicht Normalen beobachtet( nun auch Kinderbeobachtungen), die Diagnose wird gestellt und dementsprechend die Behandlung. Wo wären diejenigen in den Institutionen, wenn sie das Recht hätten, ihren Aufenthalt selbst zu bestimmen?

Eine Ausnahme waren bisher die Mütter. Da sie zukünftige Steuerzahler produzierten, waren sie vom Einkommenssteuerzahlen freigestellt und brauchten nur Umsatzsteuer zahlen. Aus irgendeinem Grund scheint dieses System der Steuerzahler-Reproduktion nicht mehr als zuverlässig erachtet zu werden.

Auch Pflanzen und Tieren werden entsprechende Einrichtungen zugeteilt. Bei Pflanzen nennt man das Garten oder Landwirtschaft oder Naturreservat. Wenn Pflanzen einfach wachsen wo sie wollen sind sie Unkraut und werden vernichtet. Für die Tiere heißen die entsprechenden Einrichtungen Zoo, Landwirtschaft, Wald. Jetzt wandern die Füchse in die Vorstätte ein. Ungeziefer wird ebenfalls vernichtet. Untiere( Wölfe) und Unmenschen( Down-Syndrom), die vernichtet (KZ), ausgerottet gehören, gibt es glücklicherweise kaum noch. Ausnahmen sind aktive Sterbehilfe und Abtreibungen. Diese finden, völlig normal, im Krankenhaus statt.
Antje Klettner

Anonym hat gesagt…

Beim Thema „Abtreiben behinderter Kinder“ möchte ich doch auch einmal der anderen Seite eine Stimme geben.

Wenn man ein Kind in die Welt setzt, übernimmt man die Verantwortung für dieses Kind. Heute setzen viele Leute ohne Sinn und Verstand Kinder in die Welt, weil *sie* sich ein Kind wünschen, weil *sie* ein Kind haben wollen – die Formulierungen sagen ja wohl schon überklar, daß es dabei einzig und allein um die Eltern und kein bißchen um das Kind geht. Und trotzdem findet das jeder normal, obwohl es nichts als verantwortungsloser, unbedachter Egoismus ist. Aber wenn Eltern sagen, daß sie nicht bereit oder in der Lage sind, die Verantwortung für ein behindertes Kind zu übernehmen, werden sie gleich als Ungeheuer dargestellt. Ich finde solche Menschen um Lichtjahre verantwortungsbewußter als diejenigen, die Kinder in die Welt setzen, nur weil man das eben macht.

Anonym hat gesagt…

Liebe Gabi
Es hat für mich schier auch besonderen Mut, über die (vielleicht eigene?) Verantwortung zu berichten, die im Falle einer Abtreibung - von Deiner Warte her geschildert- gleichfalls zu bemerken ist.
Eine Freundin vor Jahren berichtete davon, in der Meditation mit dem Wesen, was da in ihr zum Leben hin wachsen wollte in Kontakt getreten zu sein, um sich vor der Abtreibung mit ihm darüber zu verständigen und um „Verständnis“ zu bitten; sich also im Vorfeld der beabsichtigten Trennung (-von Leib und Leben) dafür zu entschuldigen.
Schließlich sind wir ja mehr als nur diese Bodys, die sich da einfach mal eben so vervielfachen. Zum Kinder „kriegen“ ("haben" und “wollen“) gehören immerhin DREI, wenn wir im Stande sind, den Entschluss des geistigen Wesens, sich nämlich genau bei dieser Mutter und diesem Vater inkarnieren zu wollen - mit berücksichtigen(In diesem Blog hier wohl ganz besonders) und in unser Bewusstsein mit hinein nehmen.
Nur ich selbst habe Jelles Beitrag zu diesem Thema so verstanden, dass er darauf aufmerksam gemacht hat, -und in seiner persönlichen Betroffenheit es sicherlich für eine furchtbare Tatsache hält-, dass besonders Down-Syndrom Menschen regelrecht „ausgerottet“ werden durch die „moderne Form der indikationsbefundenen Abtreibungen“ und das weltweit!
Was ist damit? Wie siehst Du das?
Weißt Du, ich selbst bin Mutter einer nun schon 27.-jährigen Down-SyndromDame und ich war damals noch sehr jung und auch (-entschiedenerweise) alleine, als Anna zur Welt kam.
Schon während der Schwangerschaft erfuhr ich eine besondere Beziehung zu meinem Kind (in diesem „MEINEM“ liegt heutzutage im Rückblick die Verantwortungsform Anna gegenüber und nicht die Besitzleistung..) und ich war mir damals meiner Verantwortung keineswegs bewusst – auch wenn es ein sogenanntes gesundes Kind gewesen wäre..
Das Leben selbst mit seinen Stadien und Prozessen, seiner Entwicklung und allem, was darin an Gezeiten stürmt oder auch einmal ruht sucht sich seinen (-Entwicklungs-) Weg , unsere Schicksale sind ein Teil dessen Kompostes.
So hoffe ich denn, dass Du Gabi darum weißt, wie viele (unendliche) Facetten das Leben haben kann, ohne die wir nicht die wären die wir sind und darüber hinaus diejenigen, die wir geheimnisvollerweise weiterhin werden wollen.
Über die Grenzen des geschriebenen Wortes hinweg grüßt Dich herzlich maribe

Anonym hat gesagt…

Liebe Maria,

„dass besonders Down-Syndrom Menschen regelrecht „ausgerottet“ werden durch die „moderne Form der indikationsbefundenen Abtreibungen“ und das weltweit! Was ist damit? Wie siehst Du das?“

Um diese Frage habe ich mich genau wie um die zugrundeliegende Frage „gibt es normal und nicht-normal überhaupt?“ gedrückt, weil sie so vielschichtig sind. Der Kommentar wäre länger geworden als Jelles Artikel.

Stark vereinfacht: Ich glaube, daß es dem Menschen als Herdentier in der Natur liegt, eine Norm zu definieren und das auszugrenzen, was von dieser Norm abweicht. Daß deshalb die meisten Menschen schon immer versucht haben und immer versuchen werden, so zu sein, wie alle sind. Ob das intelligent und moralisch richtig ist? Nein. Aber Intelligenz und moralisch richtiges Verhalten gehören zu den Dingen, von denen die Norm zwar ständig redet (vor allem zur Rechtfertigung der eigenen Nichtintelligenz und Unmoral), die sie aber nur äußerst selten beweist. Ich sehe nicht, daß sich das in absehbarer Zeit ändern wird.

Schönen Gruß
Gabi

Anonym hat gesagt…

Liebe Gabi,
Ich mag eigentlich nicht mehr weiter Kommentare kommentieren - oder meine Kommentare kommentieren lassen -als Antwort- (und dann auch noch 'meinen,, wir hätten miteinander gesprochen-
es ist hier fast so unverbindlich, wie auf der Autobahn.
Sicherlich auch reizvoll- so nach dem Motto: Man sieht sie nicht, man hört sie nicht, sie zeigen selten ihr Gesicht...)
in diesem Sinne wünsche ich Dir ein hoffentlich allgemein verständliches, ganz unanalytisches :
Frohes Weihnachtsfest !
Maria