24.08.2009

Von Was ist vergangen

Ich falle zurück
in die alte Sprache
der Sänger
des alten Glücks.

Mir sind die alten
Klänge genug,
die alten Träume
auch, die blühten.

Die Wüste heisse ich
willkommen, denn Dürre
in alten Geschichten
verhiess Wachstum.

Ich preise den Fluss
und die Ufer,
denn einst waren sie
Übergang.

Ich zeichne den Berg
voll und ganz,
denn hoch stand er
einst lachend.

Der letzte Friede
ist im Mond
der heult. Sein Schicksal
trägt den alten Namen

von Was ist vergangen.

Übersetzt Peer und Andrea. 23.08.2009

10 Kommentare:

Jelle van der Meulen hat gesagt…

Liebe Andrea, lieber Peer, sehr schön gemacht. Danke sehr! Herzlich, Jelle

Michael Heinen-Anders hat gesagt…

Prima! Die Übersetzung scheint gut gelungen.

Herzlichen Gruß

Michael Heinen-Anders

Ruthild Soltau hat gesagt…

Lieber Jelle, das Gedicht ist so schön! Wie eine Hymne , Glocken einer kleinen Kapelle, wehmütig, tröstend und hell!
herzliche Grüße
Ruthild

Anonym hat gesagt…

Lieber Jelle van der Meulen, darf man dir Gedichte schicken? "Nitta" aus Berlin

Jelle van der Meulen hat gesagt…

Liebe "Nitta" (oder lieber "Nitta"?), sie dürfen mir wohl Gedichte schicken. Ich schaue dann, was ich damit mache. Sie können aber natürlich auch ihre Gedichte direkt als "Kommentar" veröffentlichen. Herzlich, Jelle van der Meulen

Michael Heinen-Anders hat gesagt…

Glaubensbekenntnis (Des Dichters
Schicksal)

Wann wirst du
niederfallen im Zeilenschlag?
du Dichter,
Eitelkeitspinsel durch und durch.
Wann endlich lobreden dich deine
Worte?
Und
Wann endlich werden benannt nach dir
Orte?
Die Zeit ist schon laaang
und der längst überfällige
Ruhm setzt bald Schimmel an.
Doch ich denke:
Eines Tages wirst du
dann endlich begreifen,
du glorreicher Wortverdreher,
dass Helden wie du nicht nutzen
der Welt,
bevor nicht ihr Körper
zu Staub wird und welkt.
Erst als Grabesgabe
wird zu den Kränzen gelegt,
dir der Heiligenschein.
Und
Wenn dich niemand
mehr sieht
schreien sie deinen Namen
und hängen hintan
noch ein selig: „AMEN“

(Michael Heinen-Anders)

Sophie Pannitschka hat gesagt…

Liebe Andrea, lieber Peer,

ich habe mich über eure Übersetzung von Jelles Gedicht sehr gefreut - so können doch mehr Menschen daran teilhaben - schön und vielen Dank!

Ich möchte gerne an zwei Stellen einen Vorschlag machen - denn die Poetin in mir meldet sich da.

Ich würde schreiben, dass der Mond "weint" - denn ich habe das Gefühl, dass er leise Tränen vergießt. Ein stilles Weinen eben - ohne Aufbäumung. "Heulen" hat für mich mehr mit "Schluchzen" zu tun - oder mit dem Wind.

Und was haltet ihr von der Überschrift "Von Vergangenem"? - das ist zwar nicht "wörtlich" übersetzt, trifft es aber inhaltlich ganz schön - finde ich.
Und auch auf die letzte Zeile des Gedichts würde es passen.

Herzliche Grüße, Sophie

Andrea hat gesagt…

Liebe Sophie, deinem Vorschlag stimme ich gerne zu. Weinen ist sicherlich das zutreffende,Schönere Wort. Und auch der zweite Vorschlag ist gut. Obwohl ich noch überlegt habe wie es wäre, wenn die Änderung nur in der Überschrift vorgenommen würde. Also ich überlasse es gerne dir liebe Sophie und dir lieber Jelle.
Herzliche Grüsse Andrea

Sophie Pannitschka hat gesagt…

Danke Andrea - schauen wir mal was Jelle macht. Herzlich, Sophie

Anonym hat gesagt…

Lieber Jelle

Es ist nicht mehr wie es war, sagte die Liebe…

Ich explodiere.
Erstmals vor Wut.
Aber auch vor Liebe, vor Genügsamkeit, vor Bravheit. Und das in der Ausmaß, daß die Überreste der Explosion, wie Fetttröpfchen von den Wänden heruntertreiben.
Wie ist es dann mit der Kontrolle über meine Gedanken und Gefühle?
Ich explodiere bewußt und mit meinem Bewußtsein kontrolliere ich meine Gedanken und Gefühle bis zum Ende und darüber hinaus, wenn sie aus dem Nichts nach der Explosion wieder aufsteigen. Ich verliere sie und baue sie wieder neu auf. Was bleibt ist die Kraft der Explosion. Sie steht mir zu Verfügung. Den Rest ist neu.
Du verlangst zurück nach der Sprache der alten Sänger.
Ich kenne diese Sprache, ich liebe sie, aber sie kann mir dieses Neue nicht ausdrücken.
Auch die Sprache muß explodieren.
Die alten Sänger waren noch eins mit ihrer Sprache und das sind wir nicht mehr. Auch da liegt meine Wut. Nicht bei der Sprache selber, nicht bei dem Fehlen dieser Sprache.
Meine Wut liegt in der jetzigen Zeit wo unsere Vorstellungen, sich vor der Sprache, vor dem Leben selber gestellt haben. Vorstellungen, Lebensanschauungen (unabsichtlicht hatte ich erst Lebensanscheuungen getippt). Wir wissen wie wir sein sollten, wie wissen wie es sich gehört, ins besonders wenn es um anderen geht. Wütend bin ich drum. Lasset mich leben. Leben.

Es ist nicht mehr wie es ist, sagte die Liebe…

Wir haben uns so eingeschränkt und tun so unser Bestes um den Besten im Schrank zu werden. Wir haben vergessen, daß jeder Schrank eine Tür hat. Ein Schrank ohne Tür ist namentlich keinen Schrank. Wir wollen so gerne gesehen werden und haben so einen Angst uns zu zeigen. Wir stellen uns vor wer wir sind und haben vergessen, daß es nicht um die Vorstellung, sondern um den Inhalt geht. Lehre Schränke.
Wann fangen wir zu leben an, wann verlieren wir unsere Ängste vor dem Leben. Leben tut weh, leben ist schmerzhaft, ohne das wäre es kein Leben. Angst vor dem Leben ist kein leben.
Ich weiß, daß ich lebe, mir tut das Leben weh, mir tut das Leben gut, mir explodiert das Leben.
Die Sprache der alte Sänger reicht nicht mehr, weil die Sprache nicht weh tut, sie kratzt nicht, sie saugt nicht, sie liebt nicht, wie der heutigen Zeit, kratz und liebt und saugt. Die Sprache möchte explodieren zu einer neue Sprache, losgelöst von unsere Vorstellungen, sie möchte das Leben selber, die Liebe selber, den Wut selber sein. Und so lange die Sprache selber keine schöpferische Tat ist wird sie nicht mehr sprechen können. Die Dichter werden alt sein und sie werden voller Sehnsucht träumen vom Leben und sie werden sterben in ihre Sprache. Tod.

Es wird nie mehr so sein, sagte die Liebe…

Auch die Liebe hat sich todgelebt in unsere Vorstellungen. Der Liebster, die Liebste sind nicht mehr am Leben. Sie sind Filmstreifen unserer Fantasie. Wütend bin ich drum.
Wir haben Angst vor der Liebe, Angst für ihre überwältigenden Kräfte. Angst für die Flügel, Angst für die Nachbarn. Wir haben Angst ihrer Fülle nicht angemessen zu sein…
Liebe läßt sich nicht messen. Wie könnten wir ihr je angemessen sein. Sollten wir ihr nicht befreien, sollten wir nicht wieder Freier und Freierinnen werden? Sind wir nicht das Maß der Liebe?

Huub.tielen@gmail.com