03.05.2010

Zehn muntere Thesen in schwierigen Zeiten. Über die Waldorfkindergärten

Wegen des Themas dieses Blog-Textes bitte ich in dieser Woche noch einmal um Nachsicht, da es vielleicht nicht alle interessiert. Es geht um die Zukunft der Waldorfkindergärten in NRW. Diesmal geht es um ein paar Thesen, die sich auf die Vereinigung der Waldorfkindergärten beziehen. Die Thesen beinhalten „Visionen“, zurzeit ein gefährlicher Begriff – Visionen sollte man besser gar nicht erst haben, weil sie zu „groß“ sind. Besser wäre es, so hört man oft, die Sachen „klein“ und vor allem „konkret“ anzugehen.

Manchmal kommt es mir so vor, dass der Vorwurf „zu groß zu denken“ im Grunde eigentlich bedeutet: man sollte besser überhaupt nicht denken. Meine Thesen beziehen sich auf eine kleine Vereinigung mit überschaubaren Aufgaben. Sie sind deswegen eher als bescheiden und vor allem als sehr konkret zu bezeichnen. Ich freue mich auf Kommentare.

1.Die Vereinigung darf auf ihr geistiges Kapital vertrauen und auf Wachstum setzen. Der anthroposophische Erziehungsimpuls ist nach wie vor zeitgemäß. Die Vereinigung sollte sich in NRW bis 2015 als Ziel setzen: 25 neue Waldorfkindergärten.

2.Um das Ziel zu erreichen, soll auf die Hindernisse geschaut und die Frage gestellt werden: wie kann die Waldorfpädagogik wieder attraktiv werden?

3.Die Vereinigung sollte sich dadurch stärken, dass individuelle Personen für 50 Euro pro Jahr Mitglied werden können. Wie die individuellen Mitglieder sich zu den Vertretern der Einrichtungen verhalten, müsste geklärt werden. Das Ziel für 2015: 1000 individuelle Mitglieder.

4.Die Vereinigung sollte sich in der öffentlichen Gesellschaft stärker als eine Vereinigung für Kindheit definieren.

5.Die Vereinigung sollte sich aktiv auf die Suche nach Verbündeten begeben und derlei Beziehungen durchgehend pflegen.

6.Die Vereinigung sollte über die Waldorfkindergärten hinaus denken und den anthroposophischen Erziehungsimpuls auch für staatliche und andere private Einrichtungen attraktiv machen.

7.Die Vereinigung sollte neben Kindergärten auch andere Einrichtungsformen als „Waldorf“ anerkennen, wie Waldkindergärten, die Arbeit von Tagesmüttern und andere Kleinkindgruppen.

8.Die Vereinigung braucht ein freies Presseorgan, das statutengemäß unabhängig von den Entscheidungsgremien arbeitet und nicht als public relations gedacht wird.

9.Die Vereinigung sollte die Ausbildung und die Fortbildung der Erzieherinnen neu denken. Unterschiede sollten diesbezüglich zwischen Kindergartenleiterinnen und Erzieherinnen gemacht werden, die in den Gruppen arbeiten.

10.Die Vereinigung darf auf der finanziellen Ebene in die Offensive gehen. Mit den Aufgaben steigen auch die Ausgaben. Die Vereinigung sollte nicht nur sparen, sondern auch Geld aufnehmen um in die Zukunft zu investieren.

9 Kommentare:

Maria Becker hat gesagt…

Lieber Jelle!
Zunächst einmal:
NIX IS FIX
und in unserer kleinen, überschaubaren Waldorfkindergarten-Vereinigungswelt schon einmal gar nicht!(Hat ja auch Vorteile. Nach dem Motto: Wenn Du am Gras ziehst... usw.-Gilt ja schließlich auch für größere Menschengruppen oder Gesellschaften & deren Entwicklung und nicht nur fürs kleine Kind!)
Deinen munteren Thesen eingedenk möchte ich Dich hiermit wiederum ermuntern, Deine grossen Visionsentwürfe doch dazuzustellen.
Dann können wir besser sehen, wie die Themen mit den kleinen Schritten beginnen können zu wachsen, zumindest in der Betrachtung und der inneren (Mit-)Bewegung.
Liebe Grüße von Maria

Anonym hat gesagt…

Stimmt, habe mit Kindergärten nichts am Hut. Würde aber gerne hundert Kommentare lesen. Nitta, aus Berlin

Ruthild Soltau hat gesagt…

Lieber Jelle,Deine Thesen wirken auf mich lebendig und erfrischend. Die Kindergartenvereinigung hatte bisher in meinem Leben keine Bedeutung, sie war in meinen Augen fast so etwas wie ein notwendiges Übel, weil man heutzutage eben im bürgerlichen und politischen Leben Vereine braucht. Wenn Deine Visionen, die ja wirklich "handfest" sind, von verantwortlichen Menschen in der Vereinigung aufgegriffen werden, werde ich gern Mitglied dieser Vereinigung.

Michael Heinen-Anders hat gesagt…

"Kindergarten", das ist eines der wenigen Worte, die in Amerika in die Alltagssprache aus dem deutschen übernommen wurden.

Die große Bedeutung der Kindheit im Bewusstsein der Deutschen schlägt sich auch in der deutschen Literatur nieder. Ich denke da etwa an "Demian", "Kindheit eines Zauberers" oder auch an Goethes 'pädagogische Provinz'.

Herzlich,

Michael Heinen-Anders

Anonym hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Jelle van der Meulen hat gesagt…

Liebe Iris Ahles, herzlich Willkommen in Köln! Jelle van der Meulen

Michael Heinen-Anders hat gesagt…

Waldkindergärten als Waldorfkindergärten zuzulassen, halte ich übrigens für eine ausgezeichnete Idee!

Herzlich,

Michael Heinen-Anders

Andrea hat gesagt…

Diese zehn Thesen sind wirklich konkret, lesbar, verständlich und vorstellbar!!! Nichts von Statuten-Amtssprache.Und das ist doch hoffentlich ein guter Start für euere Unternehmung. Und jetzt seit gestern auch die Rot-Grün Landesregierung bei euch da oben im Norden!!!!Viel Erfolg!!

Andrea hat gesagt…

Oha, habe gerade den Spiegelonline gesehen also noch gar nicht klar mit dem Rot-Grün!