11.04.2009

Archiv der Zukunft. Bildungshäuser als irdische Kathedralen

„Sollten Schulen und andere Bildungshäuser nicht irdische Kathedralen werden? Orte, an denen die Gesellschaft sich vergewissert, was sie will?“ Diese strahlenden Sätze sind auf der Website www.adz-netzwerk.de zu lesen. Der Name der Website ist: „Archiv der Zukunft“. Auf der Startseite wird deutlich, dass die Website ein klares Ziel verfolgt, nämlich den Aufbau eines Netzwerkes von Pädagogen & Wissenschaftlern & Eltern & Kindern & Jugendlichen & Politikern & allen möglichen Menschen mehr einzurichten.

Wozu? Um von dem Bildungskrampf, den Deutschland plagt, weg zu kommen. Um Bildung wieder genießbar zu machen. Um das winkende & spannende & richtige Leben selber in Bildungseinrichtungen eine Chance zu geben. Ja, um die Kitas & Kigas & Schulen in der Gesellschaft zu strahlenden Orten des heiteren Entdeckens zu machen.

Der Initiator Reinhard Kahl schreibt: „Wenn Schulen ´lernende Organisationen´ werden, verwandeln sie sich gewissermaßen in Individuen. Sie leisten sich eine Biographie, wie sie Personen haben, denn nur Individuen können lernen. Es beleidigt sie, geklonte Exemplare einer perfekten Vorlage sein zu sollen. Das lief schon immer auf das Verbot hinaus, lebendig sein zu dürfen.“

Diese Sätze verraten, dass Reinhard Kahl versteht was Bildung ausmacht. Bildung geht aus der Beziehung zwischen konkreten Menschen hervor – Menschen die etwas wollen, die Absichten haben, die leidenschaftlich Ziele verfolgen, die auf der Suche sind... Um Bildung geschehen zu lassen, reicht es nicht aus, ein rein pädagogisches Ziel zu haben. Für alle Beteiligten – die Kinder, die Eltern, die Pädagogen – sollte das Leben selber die Quelle für Bildungsangelegenheiten sein.

Und davon sind viele Kitas & Kigas & Schulen leider weit entfernt. Von den Erziehern & Lehrern & Pädagogen wird erwartet, dass sie die Kinder in eine vom Staat vorprogrammierte Langeweile einführen. Dass die Kinder und die Jugendlichen davon nicht begeistert sind (und eigentlich nur zur Schule gehen, um die Kameraden & Freunde zu treffen), scheint als collatoral damage einkalkuliert zu sein.

Aus der Website geht hervor, dass das Netzwerk „Archiv der Zukunft“ schon vibriert. In allen Ecken von Deutschland gibt es mittlerweile eigenwillige Schulen, die sich tatsächlich eine Biographie leisten. Überzeugend sind auch die vielen Akademiker, die sich in dem Netzwerk melden – Wissenschaftler die sich wesentliche Gedanken über Bildung und über die gesellschaftliche Bedeutung der Bildungseinrichtungen machen.

Ich meine: irgendwie riecht das Netzwerk gut. Ich würde in meinen Worten sagen: das „Archiv der Zukunft“ trägt dazu bei, dass eine Kultur des Herzens entsteht.

Zwei Aspekte scheinen mir dabei eine entscheidende Rolle zu spielen. Der erste ist, dass der Initiator nicht ein bestimmtes Konzept verfolgt, sondern auf die bereits weit offen stehenden Türen eines geöffneten Raumes hinweist. Ohne Angst, ohne Bedenken, ohne Vorbehalte lädt er richtig dazu ein einzutreten. Er vertraut darauf, dass alternative Wege gefunden werden, wenn es gewollt wird. Anders gesagt: das Archiv der Zukunft ist in seinen Hoffnungen großzügig.

Der zweite Aspekt ist, dass stark mit den Kräften der Zivilgesellschaft gerechnet wird. Das Netzwerk ist ein Flechtwerk von freien Bürgern, die freie Initiativen entfalten – auch wenn sie sich notgedrungen im Rahmen von Gesetzen bewegen. Bildung wird als eine freie kulturelle Angelegenheit verstanden, die vor Ort gestaltet wird, ein delikates Geschehen zwischen konkreten Menschen in spezifischen Momenten. Wenn man sich also in das Netzwerk einbringt, ist man sowieso schon ein Spezialist.

In den Texten auf der Website ist eine gewisse „Weisheit“ spürbar. Die Fragen die gestellt werden, gehen schon ein bisschen über die übliche Ebene hinaus. So wird zum Beispiel die Frage gestellt: „Wie heißt man die nächste Generation willkommen?“ Auch hier zeigt sich die Stimmung einer Kultur des Herzens. Die Frage muss nämlich nicht sofort beantwortet werden – die Bedeutung der Frage liegt eher darin, dass ein offener Raum kreiert wird, in dem sich Unerwartetes großzügig zeigen darf.

Mit Dank an Sophie Pannitschka

1 Kommentar:

wim maas hat gesagt…

"Archiv" weist in die Vergangenheit.
"Archiv der Zukunft" kann nicht ohne konkrete Menschen in spezifischen Momenten,wie du geschrieben hast.

Die nächste Generation Willkommen heissen kann nur wenn man als Werdender in jedem Moment der Begegnung versucht anwesend zu sein.

Eine schöne Osterzeit.