04.03.2009

Traumbuch I & II von Willem Frederik Hermans. Dazu eine Frage

Ich träumte, dass ich in einem alten Haus mit Treppen & Korridoren & Zimmern & vor allem Bücherregalen war – überall waren dort Bücherregale. Ein Unbekannter hatte mich durch eine Hintertür in das Haus geführt. Niemand sollte von meinem Besuch wissen, weil nur ganz bestimmte Leute Zugang zu den alten Büchern haben durften. Und zu diesen Leuten gehörte ich nicht. Als ich schweigend über die Treppen & durch die Gänge ging, hatte ich das Gefühl, von dunklen Geheimnissen umschlungen zu sein.

In dem Haus wurden vergessene Bücher aufbewahrt. Es war mir nicht erlaubt, die Bücher in die Hand zu nehmen. Ich sollte gerade all die vielen Bücher unberührt in den Regalen stehen lassen & warten, bis ich das Exemplar, das gerade für mich gemeint war, fand. Irgendwo in dem Haus gab es ein vergessenes Buch, das nur von mir gefunden & wieder entdeckt werden konnte.

Es dauerte gar nicht lange, bis ich das Gesuchte fand: zwei schwarze Hefte, die durch ein Gummiband zusammen gehalten wurden. Als ich sie im Regal sah & „erkannte“, nahm mein unbekannter Begleiter die Bände heraus und legte sie in meine Hände. Das erste Heft sah sehr benutzt aus, so, als ob jemand es auf einer Weltreise dabei gehabt hätte. Auf dem Umschlag stand groß & handgeschrieben die römische Ziffer I.

Das zweite Heft sah noch ganz neu aus, obwohl es komplett vollgeschrieben war. Als ich es aufschlug, dachte ich: „Wie schafft es jemand, ein Notizbuch ganz voll zu schreiben & es trotzdem so jungfräulich aussehen zu lassen?“ Auf dem Umschlag stand die römische Ziffer II. Und ich dachte: „Merkwürdig – ein erster Teil fast abgenutzt, ein zweiter Teil noch ganz ungelesen.“

Einen Titel oder einen Namen gab es auf den Heften nicht – nur diese großen Ziffern I & II. Als ich aber genauer schaute, meinte ich die Handschrift zu erkennen, und ich sagte zu meinem Begleiter: „Es muss das vergessene Manuskript von Willem Frederik Hermans über die wahren Ursachen des Zweiten Weltkrieges sein!“ „Ach“, sagte mein Begleiter, „dann wissen wir jetzt endlich, worum es sich handelt. Offensichtlich konnte nur jemand von außen uns das verraten“.

Ich hatte die beiden Hefte noch nie gesehen – hatte nicht einmal einen Grund zu meinen, dass sie überhaupt existierten. Doch waren sie mir vertraut, so, als ob sie irgendwie zu meinem Leben gehörten. „Bitte, nehmen Sie die Bücher mit“, sagte mein Begleiter, „etwas soll damit geschehen. Kommen Sie in einem Jahr zurück & erzählen Sie mir, was Sie damit gemacht haben“.

So weit der Traum. Willem Frederik Hermans gehört zu den großen holländischen Schriftstellern aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Er starb 1995. In seinen Romanen und polemischen Essays zeigte er ein existentielles Misstrauen, dass er schonungslos durch seine brillante Sprache auslebte. WFH war ein großer Kritiker, der mit seinem scharfen Blick in die holländische Gemeinschaft schaute & ohne Rücksicht ihre Paradoxe aufdeckte.

Der Zweite Weltkrieg war ein richtiges Thema für WFH. In seinem Roman „Die Dunkelkammer des Damokles“ erzählt er vom holländischen Widerstand – und ganz am Ende der Erzählung ist völlig unklar, ob der Protagonist Henri Osewoudt als ein nationaler Held oder als ein mit den Deutschen kollaborierender Verräter angesehen werden muss. WFH misstraute allen schwarz-weiß Denkmustern, also auch der weit verbreiteten Überzeugung, dass im letzten Krieg die Niederländer gut und die Deutschen schlecht gewesen seien. Als der Roman 1958 erschien, waren viele Niederländer gar nicht froh damit.

Das Manuskript in meinem Traum über die wahren Ursachen des Zweiten Weltkrieges, hat Willem Frederik Hermans natürlich & leider nicht geschrieben. Trotzdem scheint mir der Traum eine Spur zu zeigen. Die Vorstellung, dass es vergessene Bücher gibt, die in einem geheimen Haus aufbewahrt werden & nur von ausgewählten Menschen gelesen werden können, reizt mich. (Darüber könnte man einen Roman schreiben.) Warum werden Bücher vergessen?

Ich verstehe die Bücher in meinem Traum als „Geschichten“. Warum werden Geschichten vergessen? Die Antwort ist einfach: weil sie nicht in die etablierte Geschichte passen. Jede Geschichtsschreibung ist eine Kanonisierung-im-Nachhinein: manche Tatsachen werden als „Richtschnur“ anerkannt, andere werden apokryph erklärt. In der kanonischen Geschichte war der Widerstand in den Niederlanden nur mutig, nur richtig, nur sauber.

Jetzt habe ich aber ein Heft I & ein Heft II von WFH über die wahren Ursachen des Zweiten Weltkrieges in meinem Besitz – zwei Hefte, die ich leider nicht lesen kann, weil sie aus Traumsubstanz bestehen. In einem Jahr allerdings soll ich die beiden Hefte zum Geheimhaus zurückbringen & erzählen, was ich damit gemacht habe. Also habe ich die dringende Frage: Wie liest man ein Traumbuch?

Mit Dank an Sophie Pannitschka

22 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Jelle, ist die Frage ernst gemeint? meine ernsthafte Antwort: Zwischen den Zeilen des Lebens! Und das ist natürlich bei jedem verschieden.
Also ich lese darin beim Bettenmachen und Aufräumen der Kinderzimmer, beim Wäschelegen, Strümpfestopfen und Pulloverstricken, beim Kochen und Backen und am meisten bei der Pflege des Gartens.
Herzliche Grüße Ruthild

Anonym hat gesagt…

Lieber Jelle!

Eine Frage:
Erinnertest Du Dich nach dem Aufwachen an Deinen Traum?
Oder:
Warst Du Dir während des Traumes Deiner selbst bewusst?

Herzliche Grüße Maria

Anonym hat gesagt…

Lieber Jelle, ich bin zutiefst gerührt.... Ich bin heute morgen aufgewacht mit nicht spektakulärer Startenergie, sondern mit der Entschlusskraft, die durch vier Jahre sich gewunden und versteckt gehalten und jetzt noch Gefahr läuft in alle Tunnelkanäle sich zu verlaufen. Die Anfangszeilen einer Lebensgeschichte, meiner, habe ich jetzt geschrieben, und dein Traumbuch "lesen" passt mit grosszügigem Blick von mir aus gesehen dazu. Herzliche Grüsse Andrea

Michel Gastkemper hat gesagt…

Lieber Jelle,
Ich hatte beim Lesen spontan eine andere Gedanke (gar nicht orginell): das erste Buch ist dein bis jetzt schon gelebtes Leben, das zweite Buch ist auch schon geschrieben, aber noch nicht gelebt. Es nutzt dich nichts diesen Gedanke, fürchte ich, er ist viel zu allgemein.
Herzlich,
Michel Gastkemper

Jelle van der Meulen hat gesagt…

Liebe Ruthild, ja, die Frage ist ernst gemeint. Und: danke für deine Antwort!

Liebe Maria B., ich habe mich erst nach dem Aufwachen an den Traum erinnert.

Liebe Andrea! Wunderbar! (Der Satz mit den Tunnelkanäle ist sehr schön.

Lieber Michel, nein, gar nicht zu allgemein. Ich kann schon etwas mit deinem "spontane Gedanke" anfangen.

Herzlich, Jelle van der Meulen

Anonym hat gesagt…

Lieber Jelle,
obwohl du das Haus nicht offiziell betreten durftest, gab es dort Bücher, die nur für dich bestimmt waren! Was bedeutet für dich das I. viel gelesene und gelebte Buch? Und was hat das II. Buch, vollgeschrieben aber noch nicht gelesen oder gelebt, für dich für eine Bedeutung? Wie hast du dich gefühlt, als du sie in der Hand hattest? Und sie gehören zusammen-mit einem Gummiband verbunden. Und wie hast du dich gefühlt mit dem Wissen, dass es von den wahren Ursachen des 2. Weltkriegs handelt? Und mit dem Auftrag, in einem Jahr etwas damit zu machen u. dann zu berichten?

Spontan hatte ich den Gedanken, ob du diese beiden Bücher aufstellen kannst wie bei einer Familienaufstellung? Vor ein paar Wochen habe ich meinen Traum so aufgestellt und ich war verblüfft, wie deutlich die Bilder zu mir u. mit mir gesprochen haben.
Träumende Grüße, Katharina

Jelle van der Meulen hat gesagt…

Liebe Katharina, ja: verboten & doch für mich gemeint! Scheint mir generell ein großes Thema zu sein. Nein, über die Bedeutung der beide Bücher-für-mich kann ich nichts sagen. Sie sind ein Rätsel. Als ich sie in die Hände hatte, fühlte ich mich verwundert. Vielleicht etwas wie: ach, es gibt doch Bücher für mich! Die wahre Ursachen usw - hat irgendwie mit einer verborgene und unbekannte Wahrheit zu tun. Der Auftrag bedeutet, so meine ich, eine Chanze. Herzlich, Jelle

Anonym hat gesagt…

Lieber Jelle,
dies ist ein Zitat aus dem Buch "Ohne deine Wunde wo bliebe deine Kraft?"
-Seminar in Bad Gandersheim-
....als das Seminar zu Ende war, fuhren wir gemeinsam nach Hamburg und du erzähltest mir einen Traum, den du im Frühjahr einige Wochen vor dem Seminar gehabt hattest. Du träumtest, dass du irgendwo mit vielen Frauen zusammen warst. Die Frauen waren blass, mager, ausgezehrt vom Schmerz. Sie sahen elend aus. Du sagtest sogar, sie sähen fast wie lebende Leichen aus, so stark hatte sich das Leben aus ihnen zurückgezogen. Du solltest diese Frauen wieder lebendig machen. Du bekamst einen großen Schreck über diese Aufgabe und du fühltest dich hilflos, wie du das tun könntest. Dann hörtest du eine Stimme, die sagte, dass diese Frauen aus Polen kamen....

Kannst du dich erinnern?
Liebe Grüße, Birgitt

Jelle van der Meulen hat gesagt…

Liebe Birgitt, ja, ich kann mich erinnern! In diesem Traum ging es auch um eine Art Aufgabe... Herzlich, Jelle

Anonym hat gesagt…

Lieber Jelle, ist schon komisch, dass gerade du im Traum darüber erstaunt bist, dass es doch Bücher für dich gibt! Wo doch dein Leben zu einem großen Teil aus Büchern + Texten besteht.
Liebe Grüße, Katharina

Anonym hat gesagt…

Mich berührt am meisten, dass es Bücher für dich - Bücher für jeden einzelnen von uns gibt. Besondere und ganz persönliche Bücher.

Es werden so viele Bücher publiziert - in Deutschland jeden Tag 800...

Wer liest die alle? Es gibt sicher eine ganze Menge vergessene Bücher...

Und - wie finden sich dann Bücher und deren spezielle Leser?
Wie bekommen die Leser mein Buch und wie kommt mein Buch zu mir?

Im Roman "Im Schatten des Windes" wird einiges darüber erzählt, wie die vergessenen Bücher ihre Leser - und umgekehrt! finden.

Aber die große Frage bleibt doch, wie man Bücher liest... und versteht.

Herzlich, Ch.

JANET hat gesagt…

Ich kann eine Begeisterung nachvollziehen ein Buch in der Hand zu haben in dem eine Wahrheit steht, die noch keiner weiss... So ein Haus würde ich gern auch mal betreten. Diese alten Bücher im Goethehaus z.B. haben mich auch fasziniert.

Ich denke du möchtest eine Offenbarung?

Ich bin auch ebenfalls davon überzeugt, dass unsere Geschichtsbücher noch mal geschrieben werden müssen oder auch nicht..schreibt ja eh jeder was er gesehen und erlebt hat..

In Köln ist ja nun schon mal das Stadtarchiv vergraben.. schon mal ein Anfang neu zu schreiben!

Jelle wie machst du das, das du deine Träume so wiedergeben kannst?Ich errinnere mich nicht was ich träume. Bin morgens auch so unmotiviert aufzustehen, das ich denke es muss schön gewesen sein.

Lieben Gruß
JANET

Anonym hat gesagt…

Wie seltsam und doch der Sinn der Träume: Endlich hast du dein ganz persönliches Buch gefunden, aber du kannst es nicht lesen!

Das erinnert mich an meinen Traum vor langer Zeit: Ein ganz alter Mann musste mir unbedingt etwas ganz Wichtiges erzählen, aber ich konnte ihn nicht verstehen. Er sprach in einer Sprache, die noch fremder war als eine Fremsprache.

Sind das Wachruf-Träume?

KlausMaria hat gesagt…

Lieber Jelle,

auf Deine Frage, wie man ein Traumbuch liest habe ich auch keine Antwort. Seit meiner Kindheit führe ich auch ein Traumtagebuch und unter diesen aberhundert Träumen gibt es eine ganze Reihe in denen ich 'Bücher' finde, gezeigt bekomme usw. Meist kann ich sie sogar im Traum lesen, auch wenn sie in mir völlig unbekannten Sprachen geschrieben sind. Doch im Erwachen bleibt 'nur' ein Bild, eine Seelenstimmung. Diese bewege ich dann in meinem Herzen. Manchmal, oft viel, viel später erkenne ich dann die 'Botschaft'. Bin schon gespannt, was Du in einem Jahr zurückbringst. Vielleicht treffen wir uns mal im 'Geheimhaus'. Dort, wo die Bücher über die wahren Ursachen aufbewahrt werden, die immer nur der 'Auserwählte' finden kann und darf.

****

In einem meiner Traumtagebücher fand ich diesen Vorsatz:

Mit dem Erzählen von Träumen ist das so eine Sache. Sie haben alle ein bestimmtes Flair und eine bestimmte Atmosphäre, die nicht wiederzugeben ist. Sie zu beschreiben ist unmöglich, obwohl sie bei all den erzählten Träumen so und einmalig war, daß ich sie mit nichts verwechseln könnte. So bald ich diese Traumlandschaft betrete oder auch aus einem anderen Traum kommend nähere, kenne ich sie. ich kenne die Lurft, das Gefühl, den Geschmack. Trotzdem kann ich keinem anderen diese Atmosphäre beschreiben. Dafür gibt es keine Worte. Und doch sind Gefühle und Gedanken analoge Bereiche zu dem was Trauminhalt ist. Denn auch ein Gefühl im Wachzustand besitzt ein Aroma, einen Geschmack, einen Ton, eine Farbe, man spürt es, kann es aber nicht in Worte fassen, obwohl man 'Liebe', 'Sehsnucht' oder 'Eifersucht' sagen kann und alle wissen genau, was man demit meint. Doch immer bleibt ein Rest, der nicht vermittelbar ist und so bleibt beim Traum oft nur etwas Abstraktes, Analysierbares übrig, das den Traum nicht erfassen kann. Selbst, oder gerade sie, unsere üblichen Gedanken darüber, erzeugen dies. Deshalb will ich Träume immer so stehen lassen, wie sie sind und möchte nichts interpretieren. Sie sprechen eine andere Sprache und können nur mit anderen Organen, ihnen entsprechenden Organen verstanden werden. Das, sie in mir Nach-Klingen-Lassen, weist auf ihre wahre Ausssage oder ihren wahren Ursprung mehr hin, als alles intellektuelle Nach-Denken. Nach-Sinnen ist dem vorzuziehen, denn Träume müssen nicht unbedingt gedeutet werden, wichtig ist es, sie zu Er-Leben.

Eine gute Nacht und träum was Schönes

KlausMaria

Anonym hat gesagt…

Über die Bücherkathedrale:
"Dieser Ort ist ein Rätsel. Ein Heiligtum. Jedes Buch, das du siehst, jeder Band hat eine Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat, und die Seele derer, die es gelesen und gelebt und von ihm geträumt haben. Immer wenn ein Buch den Besitzer wechselt, immer wenn jemand den Blick über seine Seiten gleiten lässt, wächst sein Geist, und es wird stärker. Die Bücher, an die sich niemand mehr erinnert, die mit der Zeit verloren gingen, leben an diesem Ort für immer weiter und warten darauf, einem neuen Leser, einem neuen Geist in die Hände zu fallen..."

In: Carlos Ruiz Zafon, Das Spiel des Engels. Fischer Verlag, 2008, Seite 695.

Herzlich, Ch.

Anonym hat gesagt…

Wenn die Menschen ihre Lebensgeschichte nicht erzählen, geht sie verloren - für immer! Was über Jahre und auch über Generationen bleibt, das sind Stimmungen u. Ahnungen, für die aber keine Basis oder keine Begründung zu finden ist.

Vergessene Bücher gibt es wenigstens noch. Sie sind nur vergessen und finden - wenn auch viel später - zu ihren Lesern.

Vielleicht geht es in diesem Traum um Lebensgeschichten u. Lebensfragen von Menschen.?

Anonym hat gesagt…

Vielleicht geht es in diesem Traum um Lebensgeschichten u. Lebensfragen von < vergessenen > Menschen.?

Anonym hat gesagt…

lieber jelle,
ich halte mich da immer an ein sprichwort:
träume sind schäume!
herzlich aus saarbrücken
volker

Anonym hat gesagt…

Lieber Jelle, was könnte denn gemeint sein mit den "wahren " Ursachen des zweiten Weltkrieges?
Zu den vergessenen Büchern oder Geschichten ist mir eine Stelle aus einem Vortrag von Herbert Hahn über "Christus in der ätherischen Welt" eingefallen, wo er über die verschwiegene Chronik spricht. Vielleicht passt das Stück hier in das Puzzel : " Die Jahre 1933 bis 1935,1950,1960 sind gekommen. Wie verhält es sich damit, dass die Menschheit so wenig oder vielleicht garnichts von dem neuen Damaskus gemerkt hat? Da ist zu sagen: es handelt sich um eine eigene, verschwiegene, geistige Chronik, die nicht in jenen Bereichen verkündet wird, die heute das öffentliche Interesse verwalten, in Presse, Radio, Fernsehen. Würde eine Chronik der Kerker, der Zwangs-Arbeitslager, der unerhörten Rettungen in persönlichen und in Kriegsnöten geschrieben,- wir würden zu manchem zarten Keim kommen, der uns Gewissheit gibt."

Anonym hat gesagt…

Lieber Jelle
in Deiner unmittelbaren Nähe ist in der vergangenen Woche ein grosses, sehr altes(auch wohl wichtiges und noch längst nicht erfasstes..) Archiv von Büchern und Zeitdokumenten aus Jahrhunderten zusammengebrochen. Das Gebäude in der Kölner Südstadt geriet in einen (wohl künstlich hervorgerufenen)Erdrutsch.
Es hat sogar bei diesem Unglück Tote gegeben.
Ich finde hier eine gewisse Synchronizität zu Deinem Traum.
Es betrifft Dich gewiss nicht in Deiner jetzigen persönlichen Biographie-dennoch umgibt es Dich ja konkret.
Ganz viel Energie wird hier aufgebracht, um "etwas zu retten", was noch weiter erforscht werden will..
Etliche Menschen sind dabei, archivierte Dokumentation von Jahrhunderten an Geschichte retten zu wollen, so dass die Möglichkeit, weitere noch nicht ins Bewusstsein gehobene Vergangenheiten mit vielleicht wichtigen Inhalten doch noch an das Licht kommen können.
Es ist soviel Material, das für die Bergung dieses "Stadtarchives" wohl noch Monate benötigt werden.
Dieses Ereignis hat eine sehr starke Atmosphäre, diese wirkt auch auf die menschlich-seelische Umgebung mit ein.
-Manchmal schon vorher.
Grüße von Maria B.

Jelle van der Meulen hat gesagt…

Liebe Maria B., ja, du hast recht. Ich werden in meinem nächsten Blog über die Ereignisse in Köln schreiben. Herzlich, Jelle van der Meulen

Anonym hat gesagt…

Lieber Jelle,

auch ich habe mich mit 1933 usw. befasst, vielleicht war es das, was Willem Frederik Hermans hätte sagen wollen (oder sollen):

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Zur Wiederkunft Christi: "1933 – aus anthroposophischer Sicht"



1933 trat Adolf Hitler auf den Plan der Weltpolitik ("Machtergreifung"), ein ehemaliger Gefreiter, aus dem 1. Weltkrieg, dem man seinerzeit noch mangelnde Führungseigenschaften attestiert hatte. Die anschließende Wandlung von Hitler vom Gefreiten ohne Führungseigenschaften zum volksverhetzenden, antisemitischen, das deutsche Volk zum Rassenhaß aufstachelnden 'Führer' ist nach anthroposophischer Auffassung nur durch dämonische Besetzung zu erklären. Hitler wurde ein Sorat-Medium. Hitler ist in der Tat als ein dämonisch besessener Mensch anzusehen, als das Auftauchen des "Tiers aus dem Abgrund"; welches Steiner im Priester-Apokalypsekurs (GA 346, Vortrag vom 20.9.1924) für 1933 angekündigt hatte.

Johannes Tautz (Der Eingriff des Widersachers, 1977, S. 14) spricht von dem "Reichstagsbrand"; als der "Ouvertüre zu den zwölf Jahren. Sie enthält in zeichenhafter Einzelerscheinung das Motiv der Feuersbrunst, das im letzten Akt des Dramas den ganzen Horizont des Schauplatzes beherrschen wird. (...) Ein Ventil ist gezogen, und eine ganze Welt lauernder Untergangsgeister bricht herein, bemächtigt sich der getrübten Bewußtseine und wirkt vernichtend in unkontrollierten Triebhandlungen und halb-schizophrenen Zwangstaten."

Das getrübte Bewußtsein bei gleichzeitiger Heilseuphorie ist nach anthroposophischer Auffassung bezeichnend für den Einbruch dämonischer Kräfte. Deutschland, das Volk mit einem schwachen Immunsystem gegen solche Verführungen, wie Rudolf Steiner und andere im Rahmen einer Volksseelenkunde ausführen (Vgl. Literaturhinweis: Amnon Reuveni), war wie geschaffen für den Einbruch des "Tiers aus dem Abgrund", welches Hitler dämonisch besetzt hielt und ihm nach seiner Machtergreifung ermöglichte Deutschland, das Land der Dichter und Denker, kulturell, politisch und kriminell in den Abgrund zu führen, der im Holocaust gipfelte und dem erst die Alliierten ein Ende machen konnten. Denn eigene Versuche aus dem deutschen Volke Hitler unschädlich zu machen, scheiterten auf rätselhafte Weise.

Gerade in der Zeit von 1930 bis 1940 sollte sich nach Rudolf Steiner verstärkt die Möglichkeit ergeben, den ätherischen Christus zu schauen. Der ätherische Christus ist nach anthroposophischer Auffassung der Terminus zur Umschreibung der Wiederkunft Christi. "Die ersten Anzeichen von diesen neuen Seelenfähigkeiten, die werden sich in vereinzelten Seelen schon verhältnismäßig bald bemerkbar machen. Und sie werden sich deutlicher zeigen in der Mitte der dreißiger Jahre unseres Jahrhundert, ungefähr in der Zeit zwischen 1930 und 1940. Die Jahre 1933, 1935 und 1937 werden besonders wichtig sein. Da werden sich am Menschen ganz besondere Fähigkeiten als natürliche Anlagen zeigen" (GA 118, S. 25). Aus anthroposophischer Sicht ist damit ein übersinnliches Schauen des Christus gemeint, entsprechend dem Bibelwort: "Dann wird der Menschensohn den schauenden Seelen erscheinen in den Wolken des Ätherreiches, umkraftet von den bewegenden Weltenmächten, umleuchtet von den Geistern der Offenbarung" (Lukas 21,27 in der Übersetzung von Emil Bock). Der anti-christliche Impuls des Sonnendämons Sorat, sollte aber Hitler inspirieren, dieses Schauen durch die bekannten historischen Ereignisse (1933, 1935, 1937) unmöglich machen. Da haben wir den Impuls des Antichristen, der das Schauen des ätherischen Christus verhindern will. -

Eine andere anthroposophische Anschauung, insbesondere repräsentiert durch den Autor Christoph Lindenberg, ist der Auffassung Nationalsozialismus und Okkultismus hätten nichts miteinander zu tun, der Nationalsozialismus sei vielmehr allein aus der wirtschaftlichen und politischen Misere ("politisches Vakuum") jener Zeit erklärbar.

Als nichtanthroposophische Quelle zu dem Geschehen gilt Albrecht Haushofer (Moabiter Sonette, S. 46). Er war der Sohn von Karl Haushofer, welcher Hitler bei der Ausarbeitung von "Mein Kampf" unterstützte. Albrecht Haushofer schrieb dazu folgendes Gedicht:

DER VATER

Ein tiefes Märchen aus dem Morgenland erzählt uns, daß die Geister böser Macht gefangen sitzen in des Meeres Nacht, versiegelt von besorgter Gotteshand,

bis einmal im Jahrtausend wohl das Glück dem einen Fischer die Entscheidung gönne, der die Gefesselten entsiegeln könne, wirft er den Fund nicht gleich ins Meer zurück.

Für meinen Vater war das Los gesprochen. Es lag einmal in seines Willens Kraft, den Dämon heimzustoßen in die Haft.

Mein Vater hat das Siegel aufgebrochen. Den Hauch des Bösen hat er nicht gesehn. Den Dämon ließ er in die Welt entwehn.


Diese anthroposophische Deutung dieses Ereignisses wird leider vielfach angeweifelt, zumal auch die Übersetzung des Neuen Testaments durch Emil Bock umstritten ist. Allerdings lassen sich auch in anderen Übersetzungen des
NT entsprechende einschlägige Passagen finden.

Literatur:

Rudolf Steiner: Apokalypse und Priesterwirken (GA 346);
Rudolf Steiner: Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt (GA 118);
Johannes Tautz: Der Eingriff des Widersachers, 1977;
Pietro Archiati: Die Weltreligionen, 1997, S. 161 - 164;
Dieter Schäfer: Der Christus-Diener und das Sorat-Medium. In: NOVALIS 12/1 1999/2000, S. 70 - 75;
Karl Heyer: Wesen und Wollen des Nationalsozialismus, 1991;
Michael Kalisch: Das Böse. Polarität und Steigerung, 1998;
"Rudolf Steiner über den Nationalismus. Geisteswissenschaftliche Hinweise", zusammengestellt und kommentiert von Karl Heyer, 1993;
Albrecht Haushofer: Moabiter Sonette, dtv, 1976, S. 46;
Amnon Reuveni: Im Namen der "Neuen Weltordnung", 1994, S. 127 - 131;
Das Neue Testament, in der Übersetzung durch Emil Bock, Stuttgart 1999;
Hans-Werner Schroeder: Von der Wiederkunft Christi heute. Verheißung und Erfüllung, Stuttgart 1991;
Robert A. Powell: "Das größte Geheimnis unseres Zeitalters". Gedanken zur Wiederkunft des Christus, Stuttgart 1999;
Die Zeit der Wiederkunft. Christus begegnen, Kiel 1988;
Valentin Tomberg: Die vier Christusopfer und das Wiedererscheinen des Christus im Ätherischen, Schönach/Bodensee 1994;
Wolfgang Garvelmann: Ich bin bei euch. Christuserfahrung heute, Dornach/Schweiz 1994;
"Sie erlebten Christus". Berichte aus einer Untersuchung des Religionssoziologischen Instituts Stockholm durch G. Hillerdal und B. Gustafsson, Basel 1980.

Als Gegenmeinung:

Christoph Lindenberg: Die Technik des Bösen. Zur Geschichte und Vorgeschichte des Nationalsozialismus, 1979. "

Weblink:

http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Haushofer Das Verhängnis Karl Haushofers


(Michael Heinen-Anders).