23.07.2008

Ökomed in Köln. Meditieren im Querilla-Still

„Ökomed ist Meditieren im Guerilla-Still.“ So schreibt Sebastian Gronbach. Und: „Ökomed ist die öffentliche und kollektive Meditation.“ Und: „Ökomed erobert gemeinsam den öffentlichen Raum und transformiert ihn zu einem Tor der Innerlichkeit und Stille“. Und: „Ökomed demonstriert: Weltrevolution beginnt mit innerer Revolution“.

Der erste Ökomed-Event hat schon stattgefunden. Letzten Sonntag. Um 15.00 Uhr. In Köln. Am Dom. Direkt unter dem neuen Fenster von Richter. Über das Fenster habe ich am 23.09.07 geschrieben: „Die Abertausend kleinen farbigen Quadrate holen den großen Außenraum-da-draußen in den Innenraum des Doms hinein“. Und so etwas ist auch mit Ökomed der Fall – aber umgekehrt. Im großen Raum der Öffentlichkeit wird die Tür zur Innerlichkeit dargestellt.

Ich konnte in Köln leider nicht dabei sein. Letzten Sonntag war ich noch in Valencia. Dort war es richtig heiß – und wie es ist, wenn es so richtig heiß ist in Spanien: die Menschen auf den Strassen und Plätzen sehen aus wie träge Puppen. Sie schleppen sich mühsam durch die feuchte Wärme. Ihre Ziele scheinen irgendwie grundsätzlich unerreichbar zu sein.

Als ich abends in Köln eintraf, war der Event am Dom schon längst vorbei. Er war, wie man das so nennt: Geschichte geworden. In einer SMS schrieb Sebastian Gronbach: „Es war ein Event. Der Dom hat uns angenommen“.

Am gleichen Abend noch konnte ich mir auf http://oekomed.blogspot.com ein paar Bilder und ein kleines Video von Ökomed anschauen. Ich sah eine Handvoll Leute in Meditationsposition: still, schweigend, die Hände gefaltet, ohne Kommentar. Nein, wie Mönche sahen die Leute ganz und gar nicht aus, eher wie Arbeiter. (Das Logo von Ökomed wirkt so als ob es sagen möchte: Passt auf, Baustelle!) Was & warum & wie die Arbeiter meditieren, wird nicht klar. Deutlich aber wird, DASS sie meditieren. Und dass sie das Meditieren für wichtig halten.

Kollektiv meditieren? In der Öffentlichkeit? Wozu? Um die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass das Meditieren Sinn macht? Antwort: ja. Um den Weg in der Stille zu zeigen? Antwort: ja. Um die uneigentliche Trennung zwischen privat=innerlich und öffentlich=aüßerlich zu durchbrechen? Antwort: ja. Um darauf hinzuweisen, dass es auch in der inneren Welt eine Menge von Baustellen gibt, wo gearbeitet werden kann? Antwort: ja. Um letztendlich den Gott-in-uns zur Erscheinung zu bringen? Antwort: ja.

Aber da ist noch mehr. Sebastian Gronbach meint: „Der Dom hat uns angenommen“. Er macht sein Urteil über den Event also (auch) am Dom fest. Er traut dem Dom ein Urteil zu. Und er traut sich selber die Fähigkeit-des-Hörens zu: ihn erreicht das Urteil des Doms. Oder anders gesagt: der Dom und die Domplatte waren nicht nur „Bühne für eine Show“, sondern auch „Partner in einem Event“ – Partner, die ernst genommen werden wollen.

Was ist meditieren? Es scheint mir nur eine halbe Wahrheit zu sein, dass Meditieren heißt, innerlich an sich selber zu arbeiten. So lange diese halbe Wahrheit für die ganze Wahrheit gehalten wird, ist sie ganz unwahr. Meditieren heißt nämlich auch: in der Welt tätig zu sein. Meditieren heißt auch: kräftig eingreifen auf einer unsichtbaren Ebene (wurde mal die „geistige“ Ebene genannt) – eine Ebene, wo Gebäude & Straßen & Plätze & Ereignisse keine reinen Umstände mehr sind, wie Teppiche an der Wand, sondern lebendige Orte & Zeitpunkte, die uns brauchen.

Dieser Einsicht macht Ökomed revolutionair. Ich hoffe, dass bald ganz Europa von Ökomed spricht.

(Mit dank an Sophie Pannitschka)

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was kann alles Meditieren sein? Ich stand gestern vor der katholischen Kirche in Filisur einem Bergdorf in Graubünden, die Kirche war zu klein für die Trauergemeinschaft, so suchte ich mir einen Platz unter einer Tanne, nahe der offenen Eingangstüre. Dann, das Warten auf den Beginn der Abdankungsfeier, das wurde für mich zur Meditation, Die zehn Minuten, die ich da stand mit den Menschen bekamen einen Raum, eine Ruhe eine Innenwelt wie zehn Minuten auf der Uhr so lang nicht sein können.

Sebastian Gronbach hat gesagt…

Danke, lieber Jelle! Dein Beitrag ist bei ÖKOMED verlinkt:

http://oekomed.blogspot.com

Herzlich
Sebastian

Ralf hat gesagt…

Auch in München gibt es eine öffentliche Meditation als "Geschenk des spirituellen Münchens zum 850. Stadtgeburtstag"

http://www.stille-in-der-stadt.de/

Viele Grüße
Ralf

Jelle van der Meulen hat gesagt…

Lieber Anonym, danke für die wunderschöne Beschreibung. Lieber Sebastian, sehr gerne gemacht! Lieber Ralf, alles Gute für München! Herzlich, Jelle van der Meulen

Anonym hat gesagt…

Lieber Jelle van der Meulen,

danke für Deine Worte. Deine Hoffnung teile ich auch.

Herzlich
KlausMaria