20.02.2008

Die Mission von Sebastian Gronbach

Gerade ist das erste Buch von Sebastian Gronbach erschienen. Ich verstehe das Buch als ein Ereignis. Und weil es mir empfehlenswert erscheint, an Ereignisse teilzunehmen, sage ich: lest sein Buch! Und mehr noch: bewegt die Inhalte, diskutiert die Statements, prüft die Urteile, und vor allem: schaut auf das, was er zu erreichen sucht. Denn ein Ding wird in seinem Buch klipp und klar: Sebastian Gronbach hat etwas vor.

Was hat er vor? Oder anders gesagt: was ist seine Mission? Mir scheinen über seinem Buch die Sätze Rudolf Steiners zu strahlen: „Ich möchte jeden Menschen / aus des Kosmos` Geist entzünden,/ dass er Flamme werde...“ Das Buch von Sebastian Gronbach beinhaltet Zündstoff, nicht um irgendeine Bombe explodieren zu lassen (vielleicht sieht es oberflächlich betrachtet so aus), sondern um Menschen zu entzünden. Und sein literarisches Vorgehen ist dabei verwirrend einfach und deswegen simpel kompliziert: sein Schreibakt ist als eine Art Selbstentzündung zu verstehen.

Sebastian Gronbach meint, dass die Anthroposophie Menschen braucht, die sich selber geistig entzünden. In diesem Sinne ist sein Buch zu verstehen als eine Antwort auf den Terror. Implizit vertritt er in seinem Buch eine Strategie des Geisteskampfes: die Strategie der freien Tat. Sieht man in seinem Buch einmal dieses positive Gegenbild des Terrors, versteht man, was er vorhat. Sebastian Gronbach macht deutlich, dass der Weg zu Freiheit und Liebe über unsere Sehsüchte (was uns schon bekannt war), Vorsätze und vor allem Entscheidungen läuft.

Sebastian Gronbach will nicht warten auf „etwas“, das vielleicht kommt. Gerade von dieser Strategie hat er sich verabschiedet. Nix üben! Sondern tun! Er ist im Sinne von Dieter Brüll zu verstehen als eine „urielische“ Seele, d.h. eine Seele, die im Hier und Jetzt einmalige und entscheidende Ereignisse hervorzurufen wünscht. Auf Freiheit und Liebe braucht man nicht zu warten. Und so ist auch sein Buch zu verstehen. Es handelt nicht über dies und jenes, sondern versucht über die Inhalte und literarische Vorgänge eine Beziehung zu den Lesern herzustellen. Implizit fragt er: Na, macht ihr mit?

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ist ja nett (!), dass das hier steht, aber wenn man erst rummgoogeln muss, um zu wissen wie das Buch heißt, dann ist das keine professionelle Sache und es nervt etwas. Für alle die sich das sparen wollen:

Sebastian Gronbach: Missionen, Verlag Freies Geistesleben, 14.90€

Monika Maria Neumeyer hat gesagt…

Das Buch ist nichts für Flachdenker und nichts für Normalo-Anthroposophen. Wer in die Tiefe will: Missionen lesen! Habe einen ähnlichen Prozess hinter mir. Danach geht es eben nur so: Mission erfüllen! Jeder auf seine Art. Jeder in Liebe zur Erden-Gemeinschaft. Tun bedeutet, jeden Augenblick «wach» zu sein. Aus der Stille entspringen die Aufträge zur Mission.
Sebastian mach weiter so! Macht unendlich Freude. Danke!

Eins und Alles
Im Grenzenlosen sich zu finden,
Wird gern der Einzelne verschwinden,
Da löst sich aller Überdruß;
Statt heißem Wünschen, wildem Wollen,
Statt läst ́gem Fordern,
strengem Sollen
Sich aufzugeben ist Genuß.

Weltseele, komm, uns zu durchdringen!
Dann mit dem Weltgeist selbst zu ringen
Wird unsrer Kräfte Hochberuf.
Teilnehmend führen gute Geister,
Gelinde leitend, höchste Meister,
Zu dem, der alles schafft und schuf.

Und umzuschaffen das Geschaffne,
Damit sich ́s nicht zum Starren waffne,
Wirkt ewiges lebendiges tun.
Und was nicht war, nun will es werden
Zu reinen Sonnen, farbigen Erden,
In keinem Falle darf es ruhn.

Es soll sich regen, schaffend handeln,
Erst sich gestalten, dann verwandeln;
Nur scheinbar steht ́s Momente still.
Das Ewige regt sich fort in allen:
Denn alles muß in Nichts zerfallen,
Wenn es im Sein beharren will.

Johann Wolfgang von Goethe

Michael Heinen-Anders hat gesagt…

Gegenläufige Missionen

Zwei zeitdiagnostische Buchhinweise

In seinem Buch „Missionen“ äußert sich Sebastian Gronbach dahingehend, dass
alles Gerede von außer den Menschen existierenden geistigen Wesen zu
verstehen sei als erschaffene Repräsentanten einer Idee:
„Wer über geistige Wesen spricht, spricht über sich, über sein Seelenleben, über
seine verschiedenen Bewusstseinsstufen. Und natürlich ist alles in uns aktiv und
dynamisch – weil ich es bin, weil ich aktiv und dynamisch bin. Natürlich sind
die Erzengel und Widersachermächte echte, lebendige Wesen – weil ich ein
echtes, lebendiges Wesen bin. […] Es gibt keine geistige Welt, wenn wir sie
nicht erbilden. Der gesamte Inhalt der Anthroposophie existiert nicht für sich
und unabhängig von einem schöpferischen Bewusstsein. Er verdankt sich dem
‚freien Erbilden der geistigen Welten’ – so Steiner.“
Nach Sebastian Gronbach sind die geistigen Wesenheiten außerhalb des
Menschen also lediglich der Ausfluss einer Idee Steiners, an eine Realpräsenz
dieser Wesenheiten sei mithin nicht zu denken.
Diese für Anthroposophen unserer Tage unglaublich klingende Idee Gronbachs,
alles Sprechen Steiners über außermenschliche Wesenheiten auf die
Abstraktionen seiner menschlichen Monade zu reduzieren, hinterlässt nicht nur
einen schalen Nachgeschmack, sondern sind der implizite Versuch R. Steiner
dem weltanschaulichen System eines Ken Wilber ein- und unterzuordnen.
Daher sind die immer wieder lautwerdenden Forderungen nach einem Rückzug
von Sebastian Gronbach als gewählter Funktionär für Kulturarbeit des ‚AGiD-Arbeitszentrum
NRW’, nur zu gut zu verstehen (vgl. z.B. „Jahresversammlung
in Nordrhein-Westfalen“ von Michael Schmock, in: Anthroposophie Weltweit –
Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland, Oktober 2009,
S. 14).
Wenn der von der ‚Zeitschrift INFO 3’, deren Redakteur Sebastian Gronbach
ist, besonders hofierte Ken Wilber, von einem
zwischen Mensch und Gott wesensleeren geistigen Kosmos spricht, so bedarf es
erst eines mehr als zweifelhaften Kunstgriffes, um Rudolf Steiners
Anthroposophie, man kann sagen ‚zwanghaft’ kompatibel zu machen mit der
Geisteswelt eines Ken Wilber, um diese anschlussfähig zu machen an ein völlig
anderes System geistiger Erkenntnis, als sie Rudolf Steiners Geisteswissenschaft
a priori - also ohne interpretative Verzerrungen - darstellt.
Wie schön, könnte man sagen, dass dieser Tage ein, diesen Kunstgriff
Gronbachs und anderer nur nominaler ‚Noch-Anthroposophen’, Steiners Werk
in ein diesem völlig wesensfremdes System zwängen und diesem damit
subordinieren zu wollen, vollständig entlarvendes Buch erschienen ist, nämlich:
“Arabeske - Das Integral Ken Wilbers“ von Mieke Mosmuller.
Dort heißt es denn dankenswerter Weise als Conclusio: „Wer die
Anthroposophie mit Ken Wilber 'bereichern' möchte, liebt entweder - trotz allem
Nicht-Verstehen - Rudolf Steiner und die Anthroposophie zu sehr, um sie ganz
fallen lassen zu können - oder er ist ganz bewusst auf ihre Vernichtung aus.“
(Seite 202).
Schon der Titel ‚Arabeske’, deutet an, worauf uns Mieke Mosmuller letztlich
hinweisen will, nämlich, dass das gesamte Werk Ken Wilbers eine Art Gegen-
Inspiration der Meister der esoterischen Schule des Ostens sei.
Bereits in GA 264, lässt sich bei Rudolf Steiner über das Verhältnis von
westlicher und östlicher esoterischer Schule nachlesen:
„Früher war die westliche Schule der östlichen nur angeschlossen,
untergeordnet; nun aber sind beide nur noch brüderlich verbunden,
gehen aber ganz unabhängig nebeneinander her. Die westliche Schule
ist von jetzt ab der des Orients nicht mehr subordiniert, sondern
koordiniert. (...)
Im Westen bestehen fortan die christliche Schulung und die christlichrosenkreuzerische
Schulung. Die erstere bildet aus durch das
Gefühl, die andere durch den Verstand. Die absterbenden ...(Kulturepochen) im
Osten brauchen noch die orientalische Schulung. Die westliche Schulung ist die
für die ... (Kulturepochen) der Zukunft.“ (GA 264, S. 332).

Monika Maria Neumeyer hat gesagt…

Lieber Michael
Ich nehme ein DARÜBER schreiben wahr, aber nicht ein drinnen verweilend selber Erlebtes.

Zwischen den Zeilen kommt mir so einiges entgegen.

Jelle van der Meulen hat gesagt…

Lieber Michael, so einfach geht es nicht. Ein bisschen mehr Tiefgang und Unbefangenheit und Vorstellungskraft sind nötig, um die unterschiedliche Perspektiven zu verstehen und vor allem auch zu würdigen. Ich halte es für eine sektiererische Krankheit, immer wieder suggerieren zu müssen: Ken Wilber wäre ein "Gegner" der Anthroposophie. Das ist er bestimmt nicht. Alle Spekulationen über östliche und westliche und sehr westliche esoterische Schulen ändern daran nichts. Herzlich, Jelle van der Meulen

Michael Heinen-Anders hat gesagt…

Lieber Jelle, liebe MonikaMaria,

ich habe es mir mit dieser Kritik, gewiss nicht leicht gemacht, - übrigens kommt auch Jostein Saether zu einem recht ähnlichen Ergebnis -, aber diese entspricht den von mir wahrgenommenen Tatsachen, die ja durchaus 'objektiv' nachprüfbar sind, wenngleich mir klar ist, dass man - aus anderer Perspektive - durchaus auch zu einem anderen Urteil kommen kann.

Herzliche Grüße

Michael Heinen-Anders

Michael Heinen-Anders hat gesagt…

Hier noch zwei weitere Belegstellen zur Stützung meiner Argumentation:
"Ken Wilber kann man nicht davon überzeugen, dass es Christus gibt, denn er leugnet die Welten, die man betreten muss, um ihn zu finden.
Die Frage ist: In welche Welten führt Ken Wilber uns eigentlich hinein?
Die Erleuchtung, die er beschreibt, führt zum Formlosen und zum Nichtdualen. Sie führt zum 'clear light', wo alle Differenzen aufhören, sie führt also zu Luzifer. Diesen Aufstieg nennt er 'Eros'." (Zitat aus: Mieke Mosmuller, Arabeske. Das Integral Ken Wilbers, Occident Vlg. 2009, S. 202).

Und: "Diese dreifache Hinneigung zu der übersinnlichen Welt muß eigentlich dann verleugnet werden, wenn man überhaupt nichts von der übersinnlichen Welt wissen will. (...). Der Mensch besteht aus Leib, Seele und Geist. In bezug auf alle drei kann er einen Defekt haben. Einen physischen wirklichen Krankheitsdefekt gibt es beim Atheismus gegenüber dem Göttlichen. Im Leben nicht zu finden jene Anknüpfung an die Welt, welche uns den Christus erkennen läßt, das ist ein Unglück. Den Geist in seinem eigenen Inneren nicht finden können, ist eine Stumpfheit, in gewissem Sinne ein Idiotismus, wenn auch ein feinerer und wiederum nicht anerkannter Idiotismus." (Zitat aus: Rudolf Steiner, Der Tod als Lebenswandlung, GA 182, S. 162 - 163, TB.-Ausgabe).

Ken Wilber ist also m.E. keinesfalls kompatibel mit der Anthroposophie 'im engeren Sinne'.

Herzliche Grüße

Michael Heinen-Anders

Anonym1 hat gesagt…

Zur Ergänzung:

http://www.holger-niederhausen.de/index.php?id=585#c907

Anonym1 hat gesagt…

Belege für Sebastian Gronbach's Anti-Anthroposophie:

http://www.holger-niederhausen.de/index.php?id=536

Anonym2 hat gesagt…

Zum Film "Zwischen Himmel und Erde"
kommentiert Johannes Anders folgendes:
"Bei allen Bestrebungen des Filmemachers um eine gewisse Ausgewogenheit und das angestrengte Vermeiden des Eindrucks, es handele sich um einen PR-Film, stellt sich jedoch beim Bemühen, auch extrem unterschiedliche Persönlichkeitsprofile mit ihren Beziehungen oder Nichtbeziehungen (Homberger) zur Anthroposophie zu zeigen, das mehrmalige Erscheinen des schillernden, pseudo-zeitgemässen, selbsternannten Anthroposophie-„Missionars" Sebastian Gronbach als irritierende, zu Missverständnissen verleitende Fehlbesetzung dar. Was soll der unbefangene, die Szene nicht kennende Filmbesucher von so seltsamen, vielleicht auch als Anbiederung an „Aussenstehende" zu verstehenden Äusserungen halten wie "einige Worte Steiners sind "bullshit", wenn er im Zusammenhang mit Paarbeziehungen ganz im Sinne des Freiheitsgedankens der Anthroposophie, wie er meint, die verschiedenen zwischenmenschlichen Konstellationen lobt, die z.B. in sogenannten Swinger-Clubs*** möglich sind, wenn er Disco Music, Techno und Rave absolut im Einklang mit der Anthroposophie sieht, wenn er Ausschnitte des US-amerikanischen Science-Fiction-Cyber-Thrillers „Matrix" zeigt und diesen als eine Art zeitgemässes Mysterienspiel begreift, oder wenn er meint, sich als Boxer präsentieren zu müssen.
Dass er im übrigen noch einmal das längst abgehandelte Thema von Steiners Rassismus-Äusserungen effektheischend aufgreift, obwohl schon lange geklärt ist, dass sie aus dem Kontext gerissen erstens zu Missverständnissen führen können und zweitens aus seiner Zeit heraus zu verstehen sind, zeigt, dass er hier entgegen der aktuelle Rechtslage auf Polemik macht, denn sämtliche gerichtlichen Klagen, die bis jetzt international zu einzelnen diesbezüglichen Stellen im Werk von Steiner gegen die Herausgeber angestrengt wurden, sind alle vollumfänglich abgewiesen worden. Aber davon kein Wort. "

Anonym1 hat gesagt…

http://www.holger-niederhausen.de/index.php?id=611