Er wohnt bei mir in der Straße, ein
paar Häuser weiter. Er droht vor Wut zu platzen, den ganzen Tag,
jeden Tag. Sprechen kann er kaum, eine Krankheit hat ihm seine Stimme
genommen. Wenn er anfängt zu sprechen, kommen dunkle Geräusche aus
seinem Mund, fast scheint es, als ob sie eher aus seiner Brust
kommen. Er hat einen Rollladen vor seinem Fenster, seine Wohnung
wirkt blind. Wenn er draußen vor der Tür den Bürgersteig kehrt,
was er jeden Tag mindestens einmal macht, schaut er wütend um sich.
Die Fußgänger spüren, dass sie ihn besser nicht ansprechen
sollten. Er würde platzen, vor Wut. Irgendwann, so sieht man, ist
dem Mann etwas zugestoßen, irgendeine gravierende Ungerechtigkeit
ist ihm widerfahren. Ich bin öfters an ihm vorbei gegangen, habe
mich gewundert, ja geschämt, fühlte Mitleid und Unbeholfenheit. Und
vorgestern habe ich ihn dann angesprochen, es war Sonntag, er hatte
mal wieder gekehrt... „Guten Tag“, sagte ich, „ich wohne
nebenan“. Er schaute mich an, wütend, und dreimal sagte er, es
klang wie eine Tonne, die die Kellertreppe herunter stürzt: „Die
Menschen haben keine Ahnung!“
Dieser Mann muss irgendwo traumatisiert sein. Ich lese jetzt eine sehr gute Studie eines amerikanischen Psychologen, Pat Ogden, wie die Erinnerung an ein Trauma im Körper stecken bleibt, und wenn das nicht irgendwo gelöst wird durch eine gute Therapie bleibt sich das ungelösten Trauma ständig wiederholen. Zu mir scheint scheint es so etwas zu sein mit diesem Mann. Das gibt jedem ein Gefühl der Ohnmacht. Das Wichtigste ist, dass dieser Mann sich jetzt vielleicht gesehen weiß von dir, Jelle!
AntwortenLöschenDer Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenDer Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenJelle, kijk even goed naar je laatste blogteksten, dwz de reacties, want er zit veel spam tussen, hier ook al weer twee spamreacties.
AntwortenLöschenIn "Opfer", ein Film von Andrej Tarkowskij,spielt der Hauptdarsteller einen Mann, der immer wieder wie zu sich selber sagt:"Man muß etwas tun!Aber was?!"
AntwortenLöschenEr geht einen Weg, den seine Nächsten nicht nach voll ziehen können:
Er hinterfragt sich und die Welt die wir so, wie sie ist, gestaltet haben. Dabei erlebt er , vielleicht wie im Traum, Vorahnungen von eien Atomunfall und ängstigt sich. Bis er einen Plan fast und Gott etwas verspricht, um damit die Welt zu retten.
Was wissen wir von diesem Mann, der die Straße kehrt, wie Beppo der Straßenkehrer, von dem die Menschen sich abwendeten, verückt sei er, aber harmlos...
Nur Momo versteht ihn, sie hört zu, es entsteht ein Raum, den die Beiden betreten können.
Da sind wir angekommen: Verückt oder im neuen Wahrnehmen?
Herzlich, b.b.
Liebe Caroly, danke! Spam ist gelöscht... Herzlich, Jelle
AntwortenLöschenEs ist fast wie in einem Traum. Letztens hatte ich einen, es war ein bereits geträumter Traum den ich träumte und den wollte ich weiterträumen und tat es, indem ich ihn wie einen Faden wieder und weiter aufspann. Mehr errinnerte ich mich morgens nicht, ausser der Gewissheit, dass dies so war. Und diese Gewissheit trug mich durch den Tag, obwohl keine Inhalte da waren, nur das ungefähre Ahnen von etwas, das wichtig war, eben der Traum.
AntwortenLöschenTraumverhangen in der Welt zu sein. Oder Zugänge finden zu den Dingen, Eingänge, Fenster, Türen, Öffnungen, umkreisend mit Worten, Rilke hat es uns gelernt, zu den Menschen. Deine Geschichte, so kurz und knapp, ist voller Elektrizität, die Tonne fällt wie deine Worte, mit der Tür ins Haus und der Bann nach der Ewigkeit scheint damit gebrochen.
"Die Menschen haben ja keine Ahnung."
AntwortenLöschenEs klingt verrückt, ist es das aber auch, wenn ich durch die Worte dieser kleinen Geschichte einmal in eine grössere Weite mich hinein zu tasten versuche?
Wie oft kehren wir innerlich vor unserer eigenen Haustüre, halten innere Inventur, wie das jetzt zur Jahreswende ein jeder Geschäftsmann üblicherweise tun muss, wenn er nicht Gefahrlaufen will, dass ihm das Finanzamt in die Quere läuft?
Bin ich dafür bereit, dass ein verhaltensorgineller Mann, wie dieser, mich in tieferen Geistes- und Seelenschichten soweit erweckt, dass ich hinfort die Welt um mich mit Augen an sehe, die eine beginnende Ahnung vermitteln, was wirklich vorgeht und was zu tun ist?
Thomas von Aquin, der ja, von Albertus Magnus erweckt, in Köln sein Geisteswirken begann, er wurde in seinen jungen Novizen Jahren von seinen Mitbrüdern, "der stumme Ochse von Sizilien" genannt, weil er zu fast Allem schwieg. Ein bloss Vorbeigehender hätte ihn also durchaus als einen verhaltensorginellen Menschen ansehen können, "nichts ahnend" welcher Mensch da vor ihm steht.
Es mag ja sein, dass dieser die Strasse kehrende Mann wirklich traumatisiert vom Leben gebrochen seine Tage zubringt, ist damit aber auch seine Botschaft gering zu achten oder rütteln da Geistwesen an den Türen unserer verschlossenen Ego-Wohnstätten?
Es fällt mir ganz und gar nicht leicht, das so zu sagen!
Allen, die hier schreiben und lesen ein für Neues sich öffnendes gutes neues Jahr.
Bernhard Albrecht